Emotionen und Gefühle als Chance in Mediationen

 

Emotionen und Gefühle beeinflussen unser Verhalten

 

Positiv eingestellten Menschen fällt es leichter Vereinbarungen zu treffen, Lösungen zu finden und sehen das grosse Ganze.

In einer Mediation zeigt sich, dass Beteiligte, die negativ gestimmt sind, eher zurückhaltend oder sogar misstrauisch sind. Sie lenken den Blick oft auf ein einzelnes Detail oder Ereignis und „verbeissen“ sich thematisch in eine Sache. Aus objektiver Sicht ist dies für die Lösungsfindung oft nicht relevant. Reine Geldforderungen werden oft als einzige Lösung vehement vertreten. Hinter all diesen Vorwürfen, Blockadehaltungen und Forderungen stehen immer Wünsche und Bedürfnisse von realen Menschen.

 

Ein Trugschluss: Sachlichkeit in Mediationen bringt bessere Resultate

Gefühle lassen sich nicht ausblenden. Die Idee, dass es bei Mediationen besser ist «sachlich» zu bleiben und Emotionen nicht anzusprechen, ist ein Trugschluss. Nach meiner Beobachtung sind Gefühle immer vorhanden und beeinflussen den Prozess - bewusst oder unbewusst.

Professionelle Mediator*innen unterdrücken Gefühle in Gesprächen nicht, sondern sprechen diese an. Nur so können die dahinter liegenden Bedürfnisse geklärt werden. Was nicht sichtbar ist, ist nicht verhandelbar. Häufig werden Geldforderungen vehement vertreten, weil die dahinterliegenden Interessen nie benannt und somit nicht bearbeitet wurden. Geld wird zum Schadenersatz; als Ausgleich für verletzte Gefühle.

 

Emotionen als Chance für den Lösungsprozess

Wenn Emotionen benannt werden, trägt das zur Klärung auf allen Seiten bei. Die schwierige Aufgabe von Mediator*innen ist es den Gefühlen Raum zu geben, Verständnis für die Bedürfnisse der Beteiligten zu wecken, um im Lösungsprozess weiter voranschreiten zu können. Eine Entschuldigung wirkt oft wahre Wunder und kann starre Positionen auflösen. Die Chancen für Kooperation und interessenorientierter Lösungssuche steigen markant.

 

 

lic. iur. Alexandra Gloor

Juristin/Wirtschaftsmediatorin/Dozentin